Druckerpapier im Büro, der Coffee-to-go-Becher, die Verpackung der Onlinebestellung oder die Tapete – und nicht zu vergessen das zu kurioser Berühmtheit gelangte Klopapier… Papier gibt es in den unterschiedlichsten Varianten und es wird nahezu in jedem Bereich eingesetzt. Und das unheimlich verschwenderisch! Rein rechnerisch verbraucht jeder Deutsche im Jahr 247 Kilogramm Papier oder Kartons. Das entspricht einem Gesamtverbrauch von 20,5 Millionen Tonnen. Trotz moderner Technologien und der Digitalisierung steigt der Papierverbrauch weiter an. Damit liegt der Pro-Kopf-Verbrauch der Deutschen sogar höher als der in China, USA oder Japan. Immerhin: Den Titel Recyclingweltmeister aber erhält ebenfalls Deutschland. Kein anderes Land erreicht so hohe Recyclingquoten: Der Altpapierverbrauch im Verhältnis zum gesamten Papierverbrauch lag 2020 bei 79 Prozent.
Was hat sich 2020 verändert?
Eine der spannendsten Fragen zuerst: Welche Auswirkungen hatte und hat die Corona-Pandemie auf den Verbrauch an Papier und Karton sowie auf die Recyclingprozesse?
Die Produktion und Absatz der Papiermenge ging 2020 zwar leicht zurück (-3,3% zum Vorjahr).Gemessen am vom Statistischen Bundesamt ermittelten Gesamtrückgang der deutschen Produktion (Industrie gesamt) von etwas mehr als 10% ist dies jedoch ein vergleichsweise glimpflicher Wert. Betrachtet man die Zahlen ein wenig genauer, fällt auf: gestiegene Nachfrage nach Verpackungen für Lebensmittel und den Online-Handel.
Mit 2,6% Steigerung der Produktionsmenge haben Papier, Pappe und Karton für Verpackungszwecke sogar zugelegt dank der gestiegenen Nachfrage nach Lebensmittelverpackung und Verpackungen für den Online-Handel., Auch die Produktion von Hygienepapieren (Klopapier!) stieg, mit einem Wachstum von 2% . Einen starken Rückgang verzeichnete die Branche dagegen bei den sogenannten grafischen Papieren. Die Erklärung liefert VDP-Präsident Schaur: „Die Corona-Pandemie hat zum einen den Trend zur Digitalisierung weiter beschleunigt, zum anderen gab es besonders im zweiten Quartal 2020 durch den Lockdown hervorgerufene Einmaleffekte z.B. bei der Verschiebung von Werbemaßnahmen und der Schließung von Verkaufsstellen. Das trifft die gesamte Wertschöpfungskette Print.“
Was landet in der Papiertonne?
Immerhin rund 32 Prozent aller in Deutschland 2020 verbrauchten Papiere entfallen auf Druck- und Pressepapiere. Darunter versteht man alle Papiere, die für Zeitungen, Zeitschriften oder als Schreib- und Kopierpapier verwendet werden. Den größten Anteil machen mit 48 Prozent jedoch Verpackungspapiere aus. Hier sind Verbraucher wie Händler und Industrie gleichermaßen gefragt! Im Einklang mit unseren 5 Verpackungsgrundsätzen Reduzieren, Wiederverwenden, Ersetzen, Nachwachsen und Recyclen umfasst das Sortiment eine Vielzahl an Recycling-Produkten und umweltfreundlichen Verpackungen.
So geht Papierrecycling
Das Altpapier wird je nach Region in blauen Tonnen, in Containern oder vom örtlichen Verein eingesammelt. Wie auch beim Recycling von Kunststoff kommt es auf die Trennung des Rohstoffes nach Papierart an. Im Sortierhof werden die unterschiedlichen Papierarten erstmal sortiert: Fremdkörper wie Kunststoffe werden entfernt und dunkle Papiersorten werden von hellen getrennt. Denn aus dem braunen Versandkarton wird kein weißes Druckerpapier. Dunkle Papierarten werden wieder zur Produktion von dunklen Produkten verwendet.
Anschließend beginnt der Recylingprozess: Das Papier wird zerkleinert und die Druckfarbe mit dem sogenannten Deinking-Verfahren entfernt. Das bedeutet, das Papier wird in Wasser, Peroxid und Natronlauge gegeben und in seine Bestandteile zerlegt. Die Natronlauge sorgt dafür, dass die Papierfasern besser aufquellen, die Seife spült die Druckfarben quasi aus. Es entstehen Schaumblasen, die die Farbe aufnehmen und anschließend abgesaugt werden.
Der Recyclingprozess
Danach beginnt die eigentliche Papierproduktion: der Faserbrei wird gepresst und getrocknet, um den Feuchtigkeitsanteil zu entfernen. Je nach Anforderungen an das Papier wird es noch zusätzlich gebleicht oder bemalt.
Papierrecycling ist aber nicht unbegrenzt möglich. Nicht alles Altpapier kann recycelt werden. Irgendwann werden die Holzfasern zu kurz und es können keine beständigen Papiere mehr hergestellt werden. In der Regel ist ein Recycling bis zu sechs Mal möglich.
Das Wissenschaftsmagazin Galileo hat einen Recyclinghof besucht und den Recyclingprozess begleitet:
Vorteile von Recyclingpapier
Laut Papieratlas wird mit einem Blatt Recyclingpapier die Energie zum Erwärmen einer Tasse Kaffee eingespart und schon bei 1.000 Blatt Recyclingpapier die Wassermenge einer gefüllten Badewanne. Der Blaue Engel ist ein Umweltzeichen, das langlebige und umweltfreundliche Produkte auszeichnet, unter anderem auch Recyclingpapiere. Dort hat man einen klaren ökologischen Vorteil errechnet: Durch Recyclingpapier werden im Vergleich zu herkömmlichen Papieren 70 Prozent Wasser, 60 Prozent Energie und 100 Prozent Holz eingespart. Und trotzdem ist Recyclingpapier ebenso langlebig wie Frischfaserpapier und dazu meist günstiger im Einkauf.
Auch wenn in vielen Köpfen die Erinnerung an die ersten Recyclingpapiere verankert ist, weist das Papier die gleiche Qualität wie Frischfaserpapier auf. Und wenn es denn weißer sein soll, kann auf unterschiedliche Papierarten zurückgegriffen werden, mit 60er, 70er, 80er oder 100er Weiße. Wenngleich das Papier nur so weiß wie nötig sein sollte, denn eine höhere Weiße geht mit einer aufwändigeren Aufbereitung und höheren Faserverlusten einher.
Zusammengefasst heißt das:
- Recyclingpapier reduziert den Müll, denn Altpapier ist ein Rohstoff, der weiterverarbeitet wird.
- Recyclingpapier schont die Umwelt, kein Baum wird dafür gefällt und Transportwege durch den Import von Holz werden eingespart.
- Recyclingpapier schont Ressourcen durch Wasser- und Energieeinsparung.
Papierverbrauch reduzieren und recyceltes Papier verwenden
Von der Papierkunst aus vergangenen Tagen ist wenig übriggeblieben – Papier ist zum Wegwerfprodukt verkommen. Umso wichtiger ist es, möglichst viel recyceltes Papier einzusetzen und Ressourcen zu schonen.Recyclingpapier bringt die gleiche Qualität, was Haptik und Optik angeht, mit wie solches aus Frischfasern. Bei Tests mit Hochglanzdrucken wurden bei einer Umfrage des Marktforschungsinstigut TNS Emnid die Papiere als gleichwertig empfunden. Beim Einkaufen sollte man also darauf achten, zu Produkten aus recyceltem Papier mit dem Umweltzeichen Blauer Engel zu greifen.
Oder noch besser: wenn kein Papier verwendet wird, wird es eingespart! Betrachtet man den hohen Verbrauch in Deutschland, kann so jeder einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Das Umweltbundesamt empfiehlt daher unerwünschte Zeitungen und Werbungen abzubestellen, auf digitale Dokumente zurückgreifen, immer beide Papierseiten zu verwenden und auch Recyclingpapier nur sparsam einzusetzen.
Nichtsdestotrotz darf auch nicht vergessen werden, dass Papier ein nachwachsender Rohstoff ist, der meist die umweltfreundlichere Alternative ist.
Sehr schöner Beitrag, ich hoffe das sich das viele zu Herzen nehmen.
Dankeschön 🙂 Das hoffen wir auch!