Sie bringt die Lebensmittel in den Supermarkt und die Baumaterialien auf die Baustelle – die Europalette! Neun Holzklötze, elf Bretter und 78 Spezialnägel, eine relativ einfache Konstruktion also und doch hat sie die Transportbranche revolutioniert. Seit nunmehr über 50 Jahren sorgt die Erfindung der „Europoolpalette“ dafür, dass Waren genau an den Ort gelangen, an dem sie benötigt werden. Wir erklären die Verwendung und die Europaletten Abmessungen.
Was genau ist die Europalette?
Die Europalette oder kurz FP (Flachpalette) kann eine beliebige Palette aus dem Tauschsystem des Europools sein. Sie ist eine durch EN 13698-1 genormte, mehrwegfähige Transportpalette. Die Grundfläche beträgt 1200 × 800 × 144 mm (Länge × Breite × Höhe), das Gewicht, je nach Feuchtigkeit des Holzes, 20 – 24 Kilo.
Wie belastbar ist die Europalette?
Die Tragfähigkeit einer Europalette beträgt mindestens 1000 Kilogramm. Die Europalette ist eine sogenannte Vierweg-Palette, d.h. sie kann von allen vier Seiten durch automatische Flurfördergeräte, Gabelstapler oder Hubwagen aufgenommen und transportiert werden. Europaletten sind von der internationalen Eisenbahngesellschaft UIC (Union Internationale des chemins de fer) genormt und entsprechen den Vorschriften der European Pallet Association.
Die Europalette im Vergleich zu anderen Palettenarten
Maße | Traglast | Verwendung | |
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Displaypalette | 600 x 400 mm | abhängig vom Material, aus Kunststoff bspw. (statisch) 800 kg | häufig im Einzelhandel oder anderen Präsentationsräumen im Einsatz |
Euro-Halbpalette / Düsseldorfer Palette | 800 x 600 mm | abhängig vom Material, aus Kunststoff bspw. bis zu (statisch) 2.500 kg | Die Euro-Halbpalette ist tatsächlich halb so groß wie eine gängige Europalette. Aufgrund ihrer kompakten Größe daher gerne im Einzelhandel oder zu Präsentationszwecken verwendet |
Europalette | 1200 x 800 mm | abhängig vom Material, aus Holz bspw. bis (statisch) 4.000 kg | Die klassische Palette für Transport und Logistik: Europaletten sind Standard in Deutschland und den Niederlanden |
Iso Palette / Industriepalette / Blockpalette | 1200 x 1000 mm | zwischen (statisch) 3.000 und 4.000 kg | Standard für den Gütertransport in Frankreich und England |
Containerpalette | 1140 x1140 mm | abhängig vom Material, Holz (statisch) ca. 900 kg; Pressholz (statisch) ca. 2.700 kg; Kunststoff (statisch) bis zu 4.000 kg | Verwendung für den Gütertransport im Seeverkehr. Im Standard-Seecontainer finden exakt zwei Containerpaletten rein |
Ausführliche Informationen über andere Palettenarten: Paletten-Arten und ihre Eigenschaften
Die Erfindung der Europalette
Bereits die alten Ägypter nutzten Vorgängermodelle der heutigen Palette. Aus Holz gefertigte Kufenschlitten sorgten dafür dass die tonnenschweren Steinblöcke auf die Baustelle der Pyramiden transportiert werden konnten. Das erste Patent einer Holzpalette wurde 1939 in den USA angemeldet. Bis in die 50er Jahre bestehen im internationalen Warenverkehr jedoch uneinheitliche Palettenabmessungen. Europäische Eisenbahnbetreiber standen im Wettbewerb mit dem Gütertransport auf der Straße und benötigten universelle Ladungsträger, die den Warenhandel vereinfachten und beschleunigten – tauschbare Europaletten sollten Abhilfe schaffen.
Die Geburtsstunde der Europalette: 1961 unterzeichneten einige europäische Eisenbahngesellschaften eine Vereinbarung über tauschbare Paletten mit dem Namen Europalette. Darin verpflichteten sie sich zur Einhaltung der Norm, zur Herstellung und Reparatur der Europaletten.
Diese Überwachung/Einhaltung wurde im europäischen Palettenpool vertraglich festgehalten.
Mitte der 70er Jahre übertrug die Deutsche Bundesbahn dann die Rechte an den Zeichen DB, RAL-RG 993, ovales O sowie dem EPAL-Zeichen an die „Gütegemeinschaft Paletten“, dem Vorgänger des Europäischen Dachverband des EPAL. Die Zeichen wurden damit markenrechtlich geschützt. In den 80er Jahren ist die Europoolpalette zur populärsten Palette der Welt geworden und ihr Haupteinsatzort verschiebt sich vom Zug- und Schiffsverkehr auf den Straßenverkehr. 1991 wird dann die European Pallet Association (EPAL) gegründet, die für die Organisation und Kontrolle des EPAL-Europalettenpools zuständig ist.
Wie viele Europaletten sind im Umlauf?
Heute sind weltweit schätzungsweise 500 Millionen Stück dieser nützlichen Holzträger im Umlauf. Sie sind zu einer Art Tauschwährung geworden, man bekommt also immer so viele Tauschpaletten zurück, wie man Paletten mit Waren liefert. Europaletten dürfen nur durch autorisierte Mitgliedsbetriebe hergestellt und repariert werden. In Deutschland kontrolliert die Societé général de surveillance Holding (SGS), die Hersteller.Es gibt zahlreiche Bestimmungen darüber, wie eine Europalette auszusehen hat, um Fälschungen leichter zu erkennen.
Die Kennzeichnung einer Europalette
Jede Europalette trägt mehrere Kennzeichnungen die vorhanden sein müssen. Die Markierung erfolgt per Brandzeichen.
- Alle vier Eckklötze tragen die Kennzeichnung EPAL oval umrandet (bis 2013 links EPAL und rechts EUR).
- Mittlerer Klotz:
- Kennzeichnung der zur Herstellung zugelassenen Bahn (z.B. DB für die Deutsche Bahn)
- Herstellungsland z.B. DE für Deutschland
- Güteprüfklammer (unter der Länderkennzeichnung) und ggf. Reperaturnagel (bei reparierten Europaletten einen runden Prüfnagel)
- Ziffern: Nummer des Herstellers – Herstellungsjahr – Herstellungsmonat
- IPPC-Kennzeichnung für schädlingsfreies Holz (Export relevant)
Wie man eine Europalette erkennt
Tauschkriterien
Auch für den Tausch gibt es einige Punkte, die beachtet werden müssen, damit die Paletten getauscht werden können:
- Es muss sich um eine Europalette gemäß den Qualitätskriterien handeln.
- Der Versender muss bei der Auftragsvergabe auf die Europalette hinweisen
- Die Anzahl der Europaletten muss auf den Frachtpapieren vermerkt sein
- Der vom Spediteur beauftragte Frachtführer muss – in der Regel auf den Frachtpapieren/Lieferschein – die Anzahl der beim Kunden übernommenen Europaletten quittieren.
Ein Palettentausch ist jedoch nicht in allen Staaten üblich. Eine Tauschverpflichtung besteht nicht.
Paletten sind laut EPAL nicht tauschfähig, wenn
- die Palette nicht von einem lizenzierten Betrieb nach EPAL-Kriterien hergestellt wurde,
- auf den Klötzen fehlen die EPAL- oder andere Markierungen,
- ein oder mehrere Bretter fehlen oder sind gebrochen,
- Bretter sind beschädigt, so dass mehrere Nagelschäfte sichtbar sind,
- ein Klotz fehlt oder wurde so beschädigt, dass mehr als ein Nagelschaft sichtbar ist,
- die Tragfähigkeit ist nicht mehr gewährleistet (morsch, verschmutzt)
- unzulässige Bauteile wurden verwendet.
Die Bestimmungen zur Herstellung und Reparatur von EPAL-Europaletten sind sehr umfangreich und von der Dicke der Bretter bis hin zum Nagelbild reglementiert. Verstöße werden regelmäßig straf- und zivilrechtlich verfolgt.
Die Europalette hat sehr gute Zukunftschancen, da sie dank ihres nachwachsenden Materials sehr umweltfreundlich sind. Durch das Mehrwegsystem wird die Umwelt zusätzlich entlastet.