Klebeband ist ein fester Bestandteil unseres Alltags und der Industrie. Doch warum bleibt es eigentlich haften? Die Antwort liegt in der Physik und Chemie der Kleb- und Haftkraft. Von einfachen Anwendungen wie Geschenkverpackungen bis hin zu Hochleistungsklebebändern in der Luftfahrt – die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Neben gestalterischen und technischen Aspekten spielen eben auch die wissenschaftlichen Prozesse bei Klebebändern eine Rolle. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die wissenschaftlichen Prinzipien hinter der Funktionsweise von Klebebändern.
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1 – Grundlagen der Kleb- und Haftkraft
Haftkraft und Klebkraft ist nicht das Gleiche, vielmehr ist die Haftkraft ein Bestandteil der Klebkraft. Die Klebkraft auch Schälkraft oder Schälhaftung genannt, ist die Kraft die erforderlich ist, um einen Klebestreifen von einem verklebten Untergrund abzulösen. Gemäß der DIN Norm EN 1939:2003 wird die Klebkraft unter Laborbedingungen auf poliertem Stahl gemessen. Die Klebestreifen werden dabei in einer gewissen Breite (10, 25 oder 50 mm) unter vorgegebenen Bedingungen (definierte Andruckkraft, Reiß-Geschwindigkeit und Winkel) abgezogen. Je nachdem wieviel Kraft aufgewendet werden muss, um den Klebestreifen vom Untergrund zu lösen wird die Klebkraft dann in 3 Abstufungen eingeteilt, wobei der Wert in Newton pro mm angegeben wird. Für ein 25 mm breites Klebeband gelten entsprechend folgende Mittelwerte:
- Geringe (schwache) Klebkraft: < 3,75 N/ 25 mm
- Mittlere Klebkraft: ca. 3,75 bis 7,5 N/25 mm
- Hohe (starke) Klebkraft: > 7,5 N/ 25 mm
Wichtiges zur Klebkraft
- Auf glatten Oberflächen wirkt die Klebkraft grundsätzlich besser als auf porösen, rauen und unebenen Flächen.
- die Klebkraft ist abhängig von den Eigenschaften des Trägermaterials (steif, flexibel), dem Anpressdruck, dem Kleber und von der Umgebungstemperatur: Kautschuk-Klebstoff beispielswiese verflüssigt sich unter Einfluss von Hitze, wodurch die Klebkraft deutlich nachlässt.
- Beim Kauf von Klebebändern nie nur ausschließlich auf die Klebkraft achten, denn eine hohe Klebkraft bedeutet nicht, dass das Klebeband überall haften kann, da für ein gutes Klebeergebnis die Klebebedingungen sowie der zu verklebende Untergrund ebenso entscheidend sind.
Entscheidend für die Klebkraft sind die 3 Kräfte die innerhalb eines Haftklebers zusammen wirken:
Adhäsion
Die Adhäsion sind die Anziehungskräfte bzw. die Haftkraft zwischen den Molekülen des Klebstoff und der beklebten Oberfläche. Der Klebstoff fließt in kleine Unebenheiten der Oberfläche ein und bildet eine enge Verbindung. Eine hohe Adhäsion bzw. Haftkraft bedeutet besonders gute Haftung auf dem Untergrund. Eine gute Adhäsion sagt aber noch nichts über die Langzeithaftung eines Klebebandes aus.
Die Soforthaftung, auch Tack genannt, ist eine Form der Adhäsion, nämlich die Anfangs- bzw. Anfassklebkraft. Also das was passiert, wenn der Klebstoff erstmals mit der zu verklebenden Oberfläche in Berührung kommt. Denn ein Klebstoff braucht Zeit, um komplett auszuhärten, die so genannte „offene Verarbeitungszeit“. Tack (englisch to tack = anheften, befestigen) gibt dabei an wie schnell die Klebeverbindung zustande kommen muss. Im Labor wird die Anfangsklebkraft bei geringem Anpressdruck getestet und wird dann unterschieden in gering, mittel und hoch. Wenn also bei geringer Krafteinwirkung und kurzem Kontakt bereits eine feste Verbindung entsteht spricht man von einer hohen Soforthaftung oder einem hohen Tack – je zäher der Kleber, desto höher die Soforthaftung/der Tack.
✔ Gut zu wissen:
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- Manchmal ist es von Vorteil, wenn der Tack nicht so hoch ist, etwa wenn man die Position des Tapes noch einmal korrigieren möchte oder das Tape nur kurze Zeit auf dem Untergrund haften und dann wieder rückstandsfrei entfernt werden soll. Malerkrepp ist ein klassisches Beispiel für ein Klebeband mit niedrigem Tack
- Vorsicht: Ein Klebeband mit schwacher Soforthaftung kann trotzdem eine hervorragende Endklebekraft haben.
Kohäsion
Kohäsion bezeichnet die inneren Bindungskräfte des Klebstoffs selbst, also wie fest der Klebstoff in sich zusammenhält. Damit wird verhindert, dass das Klebeband reißt oder sich verformt. Eine hohe Kohäsion bedeutet, dass die Klebmasse sehr fest und in sich stabil ist – also reißfest. Acrylatkleber haben beispielswiese eine hohe Kohäsion. Eine hohe Kohäsion ist beispielsweise bei Klebebändern wichtig, die größeres Gewicht halten sollen. Die Kohäsion wird durch die Scherfestigkeit angegeben. Die Scherfestigkeit bezeichnet die Eigenschaft des Klebebandes nicht abzuscheren bzw. abzurutschen. Sie wird getestet, indem man eine definierte Klebefläche (z.B. 625 mm²) mit einem senkrecht darunter angebrachten Gewicht (z.B. 1 kg) belastet und wartet, ob und nach welcher Zeit das Band abschert bzw. -rutscht. Die Scherfestigkeit ist stark von der Temperatur abhängig: Manche Klebstoffe sind hitzebeständiger als andere und fangen damit erst später an „wegzufließen“ bzw. abzuscheren.
✔ Gut zu Wissen:
- Eine hohe Kohäsion ist beispielsweise notwendig, wenn der Klebestreifen ohne Rückstände entfernt werden soll, die hohe Kohäsion sorgt dafür, dass die Moleküle im Klebstoff fest miteinander verbunden sind und so beim Entfernen nicht „auseinanderreißen“. Klebstoffe mit einer niedrigen Kohäsion hinterlassen nach dem Entfernen oft Kleberückstände auf der Oberfläche. Klebebänder mit hoher Kohäsion sind also für Verklebungen, die nur temporär sind, z.B. auf empfindlichen Oberflächen.
Das Verhältnis der 3 Kräfte Kohäsion (C), Adhäsion (A) und Tack/ Soforthaftung (T) bestimmt die Eigenschaften der Klebmasse:
1) Temporäre und reversible Verklebungen: sind abhängig von Kohäsion und Tack, die Adhäsion also die Haftung ist zweitrangig, da die Verklebung wieder gelöst werden soll
2) Permanente Verklebungen: Ko- und Adhäsion stehen im Vordergrund. Die Festigkeit der Verbindung ist entscheidend. Wie stark die Verbindung im ersten Moment ist, ist eher zweitrangig.
3) Quick-Stick-Verbindungen: die Klebeverbindung muss schnell erfolgen.
Weitere Angaben die bei der Auswahl von Klebebändern eine Rolle spielen:
- Eine hohe Zug- bzw. Reißfestigkeit ist vor allem für einseitige Packbänder wichtig, insbesondere für Verpackungs- und Transportsicherungstapes, die schwere Ladungen während des Transports an Ort und Stelle halten müssen. Die Zugfestigkeit ist die Kraft/Last die notwendig ist, um das Klebeband zu zerreißen. Sie wird in Newton pro cm (N/cm) gemessen, indem ein 1 Zoll breiter Klebestreifen an beiden Enden so lange in die entgegengesetzte Richtung gezogen wird, bis es reißt. Bei der Messung der Reiß- bzw. Bruchdehnung wird das gleiche Verfahren verwendet. Es ist der Prozentsatz, um wie viel sich das Band verlängern lässt, bevor es zerreißt. Die Elastizität des Trägermaterials ist hierbei entscheidend. Elastische Klebebänder wie Gewebebänder haben meist eine hohe Bruchdehnung da sie oftmals auch auf unregelmäßigen abgerundeten Oberflächen zum Einsatz kommen.
- Die Banddicke wird häufig in µ angegeben und bezeichnet die Gesamtstärke des Bandes ohne Trennfolie. Je dicker das Klebeband desto durchschlagfester – dicke Klebebänder sind zum Beispiel Reparaturbänder, die wegen ihrer hohen Steifigkeit geschätzt werden. Der Nachteil, sie sind nicht sehr formanpassungsfähig und wenig flexibel.
- Temperaturbereich /-spanne beschreibt die Eigenschaft des Klebestreifens nach der Verklebung bestimmten Temperaturen zu widerstehen, ohne dass sich die Klebeleistung vermindert. Dabei wird die Temperaturspanne vom niedrigsten Kältegrad bis zum Höchsten in °C angegeben. Häufig nimmt mit steigenden Temperaturen auch die Klebrigkeit eines Klebers zu, wohingegen die Klebkraft des Klebebandes sinkt. Bei sinkenden Temperaturen sinkt die Klebrigkeit entsprechend.
- Die Alterungsbeständigkeit gibt an, wie lange ein Klebeband haltbar ist, d.h. wie lange es ohne Einbußen der Klebkraft verwendbar ist.
- Weitere Faktoren wie die Oberflächenbeschaffenheit und Materialeigenschaften beeinflussen die Haftung. Je rauer eine Oberfläche, desto schwerer kann sich der Klebstoff mit ihr verbinden. Zudem gibt es Unterschiede zwischen temporärer und permanenter Haftung, die je nach Klebebandtyp variieren.
2 – Die chemische Zusammensetzung von Klebebändern
Trägermaterialien
Das Trägermaterial gibt dem Klebeband seine Stabilität und Flexibilität. Das Trägermaterial hat die Aufgabe die Klebmasse und den Haftvermittler zu tragen. Damit bestimmt es auch die Reißfestigkeit und die Dehnbarkeit eines Klebebandes. Wo, wie lange, auf welchem Untergrund und zu welchem Einsatzzweck das Band genutzt wird, entscheidet darüber welches Trägermaterial geeignet ist. Folgende Trägermaterialien sind die gängigsten:
- Kunststoffe wie PVC, Polyethylen oder Polyester
- Papier für umweltfreundliche Alternativen
- Gewebe für besonders reißfeste Klebebänder
- Metallfolien für hitzebeständige Spezialanwendungen
Die gängigsten Klebeband Arten zum Verpacken sind Folienbänder aus PP (Trägermaterial Polypropylen) oder PVC (Trägermaterial Polyvinylchlorid) und Papierbänder (Trägermaterial Papier). Zusätzlich gibt es auch noch weitere Trägermaterialen wie Baumwolle, Vlies und Viskose für Gewebebänder und Metall (z.B. Aluminiumklebeband), für Klebebänder die vorrangig in Industrie, Handwerk und Baugewerbe genutzt werden.
PP (Polypropylen) | PVC (Polyvinylchlorid) | Papier |
Vorteile
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Vorteile
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Vorteile
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Nachteile
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Nachteile
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Nachteile
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Anwendungsbereich
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Anwendungsbereich
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Anwendungsbereich
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✔ Experten-Test: Handelt es sich um ein PP- oder ein PVC-Klebeband?
Mit Hilfe des Kugelschreibertests lässt sich leicht feststellen, ob es sich um ein PP oder PVC Band handelt. Dafür das Klebebandende auf eine Tischkante kleben, abrollen und leicht spannen. Nun mit einem Kugelschreiber in das gespannte Band stechen. Reißt das Klebeband handelt es sich um PP, entsteht ein Loch um PVC.
Weitere Trägermaterialien für Packbänder
- Nassklebeband ist ein Verpackungsband aus Papier mit einem geruchlosen Klebstoff (Pflanzenleim), der mit Wasser aktiviert wird. Dadurch entsteht eine so feste Verbindung dass das Klebeband nicht ungesehen vom Karton entfernt werden kann. Diese Klebeband-Art ist recyclebar, unempfindlich und hält auch auf staubigen Flächen. Es kann nur zusammen mit einem manuellen oder elektronischen Klebebandabroller mit Wasserbehälter verwendet werden, der die Klebebandstreifen befeuchtet und schneidet.
- Filamentband bzw. fadenverstärktes Packband ist ein PP-Verpackungsband mit Hotmelt-Kleber, das mit Glasfaser-Längsfäden verstärkt ist und deshalb sehr reißfest ist. Es hat eine hohe Sofort- und Dauerhaftung. Es wird beim Versand von Gefahrgut genutzt und eignet sich auch für schwere Exportlieferungen. Ein Filamentband reißt bei Durchstoßen oder anderweitiger Beschädigung nicht ein. Die eingearbeiteten Bündel aus zahlreichen hauchdünnen, parallel angeordneten Glasfasern oder Polyesterfäden (auch „Roving“ genannt) haben eine weitaus höhere Reißfestigkeit und stoppen das weitere Einreißen des Bands. Auch ein Schnitt oder Riss am Rand des Bandes kann dem Filamentklebeband nichts anhaben. Der wesentliche Unterschied bei den unterschiedlichen Filamentbändern ist die Ausrichtung der Fadenverstärkung. Diese wirkt in die Richtung der Filamentbündel. Ein längs-verstärktes Klebeband ist also besonders reißfest in Längsrichtung. Außerdem reißt es bei Schnitten oder Rissen in Querrichtung nicht komplett ein, sondern bleibt stabil. Darüber hinaus gibt es noch Packbänder die in Längs- und Querrichtung verstärkt sind und damit in beide Richtungen besonders reißfest sind. Die gekreuzte, netzartige Verstärkung macht das Band außerdem sehr widerstandsfähig gegenüber Rissen in Quer- und Längsrichtung sowie gegen Perforation.
Weitere Trägermaterialien von Klebebändern für die Anwendung in Industrie und Handwerk
- Krepp-Klebebänder werden zum Abkleben bei Lackierung oder Reinigung eingesetzt und für spezielle Anwendungen in der Produktion. Am Bekanntesten ist es allerdings durch den Einsatz im Handwerksbereich geworden, vorwiegend bei Malern. Kreppband eignet sich hervorragend, um Wände abzukleben oder um beim Streichen gerade Linien und Abschnitte zu bestimmen. Krepp-Klebebänder haben Hotmelt (günstige Qualität) oder Naturkautschuk-Kleber (hochwertige Qualität) und sind aus Krepp-Papier (auch Flachkrepp genannt). Oft werden lackierte Teile in Öfen hoch erhitzt. Daher müssen Krepp-Klebebänder hitzebeständig sein. Krepp-Bänder lassen sich rückstandslos entfernen.
- Klebebänder mit Metallischem Trägermaterial, kommen meist überall dort zum Einsatz wo es um Elektronik geht. Aufgrund ihrer Alterungs-und Temperaturbeständigkeit und ihrer Fähigkeit Strom zu leiten, können sie in elektrischen Geräten als Wärmebarriere dienen. Ein Beispiel: das Aluminium Klebeband.
- Wie heißt das graue Klebeband? Nicht nur zum Verpacken werden Klebebänder benötigt sondern auch in Industrie und Handwerk werden verschiedene Arten von Klebebändern für die verschiedenen Einsatzzwecke genutzt: Gewebeband ist mit Textilgewebe oder reißfesten Kunststoffen (PET) verstärktes Band. Es ist sehr strapazierfähig, hat eine hohe Zugfestigkeit kann aber gleichzeitig häufig von Hand eingerissen werden. Es eignet sich daher sehr gut zum Bündeln, Abdichten oder Isolieren. Das bekannteste Beispiel ist das meist silber-graue Gaffa-Band.
Klebstoffarten und ihre Eigenschaften
Nicht jeder Klebstoff ist gleich – je nach Anforderung werden unterschiedliche chemische Zusammensetzungen verwendet. Es gibt 3 Klebstoffe, die am häufigsten für die Klebmasse eines Klebstoffes genutzt werden:Hot-Melt | Acrylat-Kleber | Naturkautschuk |
Hotmelt-Kleber wird für PP-Packbänder verwendet. Es handelt sich, wie der Name erahnen lässt, um eine synthetische Heiß-Schmelz-Klebmasse. Das heißt, das synthetische Klebergranulat wird durch Erhitzen geschmolzen und mit einer Temperatur von ca. 90 °C auf das Trägermaterial aufgebracht. Er ist geeignet für leichte bis mittelschwere Kartonagen und für eine kurze Lagerung und Versand.
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Acrylat-Kleber ist ein synthetischer Klebstoff, bei dem die Rohstoffe in einer Wasserdispersion aufgelöst werden. Diese Dispersion wird auf den Trägerfilm aufgetragen und die Flüssigkeit in einem Ofen verdampft. Acrylat Kleber sind deutlich leistungsfähiger als Naturkautschuk oder Synthesekautschuk-Kleber Er ist geeignet für leichte bis mittelschwere Kartonagen und für längere Transportwege ohne Klimaschwankungen. |
Naturkautschukkleber besteht zu 97% aus Naturkautschuk und ca. 3% Lösungsmittel. Naturkautschuk ist die umweltfreundlichste Klebevariante, auf dem Markt gilt es als hochwertigstes Klebematerial. |
Vorteile:
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Vorteile:
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Vorteile:
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Nachteile:
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Nachteile:
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Nachteile:
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✔ Gut zu wissen:
- PP-Band kann mit drei verschiedenen Klebstoffen versehen werden: Hotmelt, Acrylat oder Naturkautschuk. PVC-Klebeband und Papierklebeband gibt es in verschiedenen Qualitäten und Stärken, aber immer mit Naturkautschuk als Klebstoff. Nassklebeband wird mit Pflanzenleim versehen.
Arten von Klebebändern und ihre Anwendungen
Je nach Anwendungszweck gibt es verschiedene Klebebandarten:
- Verpackungsklebebänder: Ideal für das sichere Verschließen von Kartons. Diese gibt es in verschiedenen Materialien wie PP, PVC oder Papier.
- Gewebeklebebänder: Sehr widerstandsfähig und ideal für Reparaturen oder industrielle Anwendungen.
- Doppelseitige Klebebänder: Perfekt für unsichtbare Befestigungen, z. B. in der Werbetechnik oder im Messebau.
- Spezialklebebänder: Dazu gehören hitzebeständige Bänder, Malerkrepp oder rutschhemmende Bänder für Sicherheitsanwendungen.
In unserem Blog Klebeband Arten-Welches Klebeband nutze ich wofür? gehen wir noch einmal genauer auf die verschiedenen Klebebandarten und ihren jeweiligen Einsatzzwecke ein.
3 – Wie Klebeband auf verschiedenen Oberflächen haftet
Die Haftkraft kann je nach Oberfläche variieren:
- Glatte Oberflächen wie Glas oder Metall ermöglichen eine bessere Adhäsion.
- Raue Oberflächen bieten weniger Kontaktfläche für den Klebstoff.
- Feuchtigkeit, Temperatur und Verschmutzungen beeinflussen die Klebkraft erheblich.
- Materialien wie Silikon oder Teflon sind schwer zu bekleben, da sie geringe Oberflächenenergie haben.
In unserem Blog zum Thema „Klebeband auf verschiedenen Oberflächen: Worauf muss man achten?“ gehen wir genau auf die Oberflächen und die jeweiligen Klebebänder ein.
4 – Physikalische und chemische Effekte hinter der Haftung
Die Klebkraft von Klebebändern beruht auf einer Kombination aus physikalischen und chemischen Effekten, die zusammenwirken, um eine zuverlässige Verbindung zwischen Klebeband und der Oberfläche herzustellen. Ein gutes Klebeband muss eine optimale Balance zwischen Adhäsion und Kohäsion bieten und an verschiedene Oberflächen- und Umweltbedingungen angepasst sein. Neben Adhäsion und Kohäsion (siehe oben) sind folgende Effekte entscheidend:
Viskosität und Fließeigenschaften
- Die Viskosität beschreibt die Zähflüssigkeit des Klebstoffs und beeinflusst, wie gut er sich der Oberfläche anpassen kann.
- Mechanismus:
- Ein nieder-viskoser Klebstoff kann besser in Mikrostrukturen der Oberfläche eindringen und somit eine höhere Adhäsion erzeugen.
- Hochviskose Kleber sind oft widerstandsfähiger gegen mechanische Belastung.
Mechanische Verankerung
- Der Klebstoff kann in Poren und Unebenheiten der Oberfläche eindringen und dort verankert werden.
- Mechanismus:
- Besonders wichtig bei rauen Oberflächen wie Karton oder Holz.
- Die mechanische Verzahnung unterstützt die Haftung zusätzlich zu den chemischen Bindungen.
Molekulare Wechselwirkungen
- van-der-Waals-Kräfte:
- Diese schwachen Anziehungskräfte entstehen bei der Adhäsion zwischen den Molekülen des Klebstoffs und der Oberfläche.
- Wasserstoffbrückenbindungen:
- Falls die Oberfläche und der Klebstoff polare Gruppen enthalten, können Wasserstoffbrückenbindungen entstehen, die die Haftung verstärken.
- Ionen- und Dipol-Dipol-Wechselwirkungen:
- Vor allem bei speziellen Klebebändern mit polaren oder ionischen Komponenten wie beispielsweise Doppelseitige Klebebänder für Metall, Kunststoff oder Glas mit Acrylat-Kleber oder Industrieklebebänder aus PU.
Polymerisation und chemische Reaktionen
- Manche Klebstoffe härten durch chemische Reaktionen aus, z. B.:
- UV-härtende Klebstoffe: Härten durch Bestrahlung mit UV-Licht aus.
- Zweikomponentenklebstoffe: Reagieren erst nach dem Mischen der Komponenten.
- Feuchtigkeitshärtende Klebstoffe: Reagieren mit Luftfeuchtigkeit (z. B. Silikonkleber).
Ein gutes Klebeband muss eine optimale Balance zwischen Adhäsion und Kohäsion bieten und an verschiedene Oberflächen- und Umweltbedingungen angepasst sein.
5 – Warum lässt sich Klebeband manchmal schwer entfernen?
Das Entfernen von Klebeband kann herausfordernd sein. Gründe dafür sind:
- Rückstände: Einige Klebstoffe härten mit der Zeit aus und hinterlassen Spuren.
- Verweildauer: Je länger das Klebeband haftet, desto stärker ist die Verbindung.
Es gibt diverse Klebstoff-Entfernungsmethoden: Wärme, Öl oder spezielle Klebstoffentferner können helfen, Rückstände zu vermeiden.
6 – Innovationen und zukünftige Entwicklungen in der Klebeband-Technologie
Die Forschung an neuen Klebe-Technologien ist in vollem Gange. Zukünftige Entwicklungen umfassen:
- Umweltfreundliche Klebstoffe: Nachhaltigkeit spielt auch bei der Entwicklung von Klebebändern eine Rolle. Beispielsweise wird an biologisch abbaubaren und Lösungsmittelfreien Alternativen geforscht.
- Nano-Klebstoffe: Die auf Kohlenstoff-Nanoröhren basierenden Klebstoffe besitzen eine enorme Haftkraft von 100 Newton pro cm² – 10-Mal so viel wie bei Geckofüßen. Zusätzlich zur extrem guten Haftung ist der Kleber auch einfach von der Oberfläche abzulösen was ihn für viele technische Anwendungen wie Windkraftanlagen interessant macht.
- Wiederverwendbare Klebstoffe: An der Uni-Kassel hat man tierischen Sekundenkleber entschlüsselt und versucht daraus nachhaltigen Bio Sekundenkleber zu entwickeln.
Fazit
Klebeband ist weit mehr als nur ein einfaches Hilfsmittel und alles andere als langweilig – es basiert auf komplexen physikalischen und chemischen Prinzipien. Dank stetiger Innovationen wird es immer vielseitiger und nachhaltiger. Ob in Industrie, Haushalt oder High-Tech-Anwendungen: Die Wissenschaft hinter der Kleb- und Haftkraft bleibt faszinierend!