Regalarten erklärt

Regalarten im Überblick – Welche Regalsysteme wofür

8 min lesen 26 April 2024
Regal – egal? Absolut nicht! Im operativen Alltag sind Regale keine Nebensache, sondern ein zentraler Produktivitäts- und Sicherheitsfaktor. Es gibt zahlreiche, verschiedene Lagerregale, die sich in einer ganzen Zahl an Merkmalen unterscheiden. Fachbodenregale, Großfachregale, Palettenregale, Schrägbodenregale und Weitspannregale – um nur ein paar der Regalarten zu nennen. Die passenden Regalarten entscheiden darüber, wie effizient Flächen genutzt werden, wie schnell kommissioniert wird, wie skalierbar ein Lager bleibt –  und ob Lasten dauerhaft normkonform getragen werden. Dieser Beitrag gibt eine Übersicht der wichtigsten Regaltypen, erklärt Traglastbegriffe sowie Normen und liefert am Ende ein FAQ-Set für Praxisfragen.

Welche Regalarten gibt es?

Im Kern lassen sich Regalarten nach drei Leitdimensionen unterscheiden:

  1. Lagereinheit/Ladehilfsmittel
    • Stückgut/Behälter /Kartons
    • Paletten
    • Langgut/Platten/Rollenware
  2. Zugriffslogik
    • Direkter Zugriff auf jeden Stellplatz (selektiv)
    • verdichtete Lagerung mit eingeschränkter Selektivität (kompakt)
  3. Systemdynamik
    • statische Regalsysteme: Ware bewegt sich von selbst.
    • Dynamische Regalarten: Ware oder Regalzeilen bewegen sich, um Wegezeit und Fläche zu optimieren (z.B. Durchlauf- oder Verschieberegal)

Diese Punkte bilden die Basis für die Auswahl der passenden Regalarten sowohl fürs Lager als auch für die Logistik.

Wie viel Gewicht hält das Regal aus? Lasten verstehen: Fachlast, Feldlast und zulässige Traglasten

Je nach Regalarten oder Anbieter kursieren verschiedene Angaben. Bei Begriffen wie Feldlast, Fachlast, Nutzlast und Traglast kann schon mal Verwirrung aufkommen.

Um die Überlastung der Regale zu vermeiden ist jedes Regal mit der sogenannten Fachlast und der Feldlast gekennzeichnet, die nicht überschritten werden dürfen. Die Begriffe Nutzlast oder auch Traglast sind im Grunde Kunstbegriffe, die immer entweder auf das Regalfeld oder den Regalfachboden bezogen sind. Die Nutzlast pro Regalboden ist also identisch mit der Fachlast, die Traglast je Regalfeld ist gleichbedeutend mit der Feldlast.

  • Die Fachlast istdas Maximalgewicht mit dem die einzelnen Fächer des Regales also die einzelnen Regalböden belastet werden dürfen. Dabei wird von einer gleichmäßigen Belastung des Regalbodens ausgegangen.
  • Die Feldlast bezeichnet die maximal zulässige Belastung die insgesamt auf dem kompletten Regalgestell oder -feld lasten darf, das Eigengewicht der Regale ist dabei nicht mit eingeschlossen.
    Die Summe der Fachlasten, darf die Feldlast nicht überschreiten.Hieraus ergibt sich bei Stecksystemen dann auch die zulässige Gesamtzahl an Regalböden. Rechenbeispiel: Ist die Feldlast mit 1200kg angegeben und die Fachlast mit 120kg, kann das Regalfeld theoretisch mit 10 Fachböden bestückt werden.

Kleine Regal-Kunde

Fachlast Feldlast erklärt

  • Die Fachlast gibt das Gewicht (Summe in kg) aller auf einem Fachboden gelagerten Güter an. In unserem Beispiel ist die Fachlast für den oberen Boden also die Summe der Gewichte von A+B+C+D+E und die Fachlast für den unteren Boden die Summe der Gewichte von F+G+H+I.
  • Die Feldlast [roter Pfeil] gibt die Summe der eingelagerten Gewichte zwischen zwei Traversen an. In unserem Beispiel also die Summe aus A+B+C+D+E+F+G+H+I.
  • Die Gewichte von J, K und L werden nicht der Feldlast zugerechnet, da diese auf dem Boden eingelagert sind: Bodenlagerplätze [grau] eignen sich sehr gut für auf Paletten gelagerte Waren.
  • Die Regalhöhe [lila Pfeil] ist die Gesamthöhe des Regales ohne Inhalt.
  • Die Knickhöhe (auch Knicklänge) [gelber Pfeil] ist der Abstand vom Boden bis zur Oberkante des nächsten Regalfaches.
  • Der Begriff Traverse [blauer Pfeil] kommt aus dem Französischen und bedeutet Querstrebe bzw. Querträger. Bei Regalen sind Traversen die eigentlichen Ladungsträger und  heißen daher oft auch Regalträger oder Regalrahmen.

Wie unterscheiden sich die verschiedenen Regaltypen?

Fachbodenregale (klassische Stückgutregale)

Fachbodenregale sind für die Lagerung von unpalettierter Ware, Kartons, Behältern, Ersatzteile und Kleinteilen sowie die manuelle Kommissionierung die ideale Lösung.

Pluspunkte: Sie haben flexibel verstellbare Fachböden und bieten damit eine hohe Selektivität, Platz für viele Gegenstände, sind modular erweiterbar und können schnell umgerüstet werden wodurch sie sowohl für Büro, Archiv und Lager geeignet sind.
Grenzen: begrenzte Fachlast, Wegezeit bei großer Fläche.
Varianten: 

  • Behälterregale: auf KLT/Boxen optimiert, ideal für Pick-Prozesse.
  • Schrägbodenregale ermöglichen einen besseren Einblick und einen schnellen und einfachen Zugriff auf die Lagerware, gleichzeitig sorgt die schräge Regalfläche für das Nachrutschen des Lagergutes. Sie sind somit vor allem für das Picken von Kleinteilen und Ersatzteilen aus Sichtlagerkästen oder Universalbehältern sowie das Kommissionieren gut geeignet.
  • Weitspann- Grossfachregale: größere Fachbreiten für sperriges Stückgut; eignen sich für die Lagerung von schweren, sperrigen, voluminösen und unpalettierten Gegenständen besonders gut. Sie sind durch ihre einfache Montage flexibel einsetzbar, leicht erweiterbar und können variabel aufgestellt werden.

Palettenregale – Regalarten für Paletten

Palettenregale sind die Hauptlösung für palettierte Lagergüter und damit eine der wichtigsten Regalarten für Paletten beispielsweise für den Export- und Logistikbereich.
Pluspunkte: direkter Zugriff, hohe Traglasten, klar skalierbar
Grenzen: benötigt Bediengänge; Flächennutzung geringer als bei Kompaktlagerung, für Palettenregale werden geeignete Flurförderfahrzeuge benötigt.

Typische Einsatzfelder:

  • Wareneingang / Warenausgang
  • Nachschub- und Pufferzonen
  • Mehrartikel-Lager mit hoher Artikelnummer-Vielfalt

Varianten:

  • Das Einfahrregal (Drive-in/Drive-through) ist ein kompaktes Palettenlagersystem. Der Stapler fährt in den Lagerkanal ein; die Paletten stehen hintereinander.
  • Rungenpaletten mit Einsteckrungen sind für die Bildung von Blocklagern ideal, sie sind überall dort im Einsatz wo es schnell und flexibel zugeht, etwa bei Saisonware oder Hilfsgüter

Kragarmregale  – für Langgut und Sonderformate

Kragarmregale sind speziell für die Lagerung von langen oder unhandlichen Gütern wie Balken, Bretter, Rohre, Profile, Platten horizontal oder vertikal
Pluspunkte: freie Ladelänge, hohe Fach- und Feldlasten, sehr flexibel.
Grenzen: weniger geeignet für Kleinteile, größere Sicherheitsanforderungen beim Be- und Entladen.

Dynamische Regalarten – Durchlaufregale und Einschubregale

Durchlaufregale (FiFo) und Einschubregale (LiFo/Push-bakc) zählen zu den wichtigsten Dynamischen Regalarten.

  • Durchlaufregal: Ware rückt per Schwerkraft nach, Entnahme an der Gegenseite → FiFo.

  • Einschubregal (Einschub-/Push-back): Be- und Entladung auf einer Seite, Ware rückt nach → LiFo.

Pluspunkte: hohe Umschlaggeschwindigkeit, reduzierte Wegezeiten, sauberes Bestandsmanagement bei A-Artikeln.

Mobile Regalsysteme – Verschieberegale

Verschieberegale bestehen aus Regalzeilen auf Fahrwagen. Gänge werden nur dort geöffnet, wo Zugriff nötig ist.

Pluspunkte: starke Flächenverdichtung bei dennoch selektivem Zugriff.

Grenzen: Zugriff nur auf die Regale der geöffneten Gasse, hohe Investition

Vertikalregale, Liftregale und Wabenregale

Diese Systeme nutzen Höhe und Automation:

  • Vertikalregal: Lagerung von Platten/Material vertikal, oft mit Auszügen/Schubfächern. Ideal für Blech- und Plattenmaterial.

  • Liftregal (Vertikallift): automatisches Tablar-Lagersystem, sehr hohe Verdichtung und ergonomische Entnahme.

  • Wabenregale: zellenartige Fächer (Waben) für Langgut/Leisten/Profile, sauber getrennt, meist manuell bedient.

Vorteile: maximale Raumnutzung + Prozesssicherheit bei klein- bis mittelgroßen Artikeln, häufig mit WMS-Anbindung.

Statische vs. dynamische Regalsysteme

Statische Regalsysteme:

  • einfache Bauweise, geringere Investition nötig
  • ideal für C-Artikel und eine niedrige Umschlagrate
  • Beispiele: Fachboden-, Paletten, Kragarm und Wabenregale
Dynamische Regalsysteme:
  • Ware/ Regal bewegt sich: durch Schwerkraft, Rollenbahnen oder Fahrwagen
  • reduziert Laufwege und erhöht die Umschlagleistung
  • Beispiele: Durchlauf-, Einschub-, Verschieberegale, Liftregale
  • Welche der beiden Varianten soll ich wählen? Je höher das Volumen die Pickfrequenz und die Prozesskosten pro Regalzugriff sind, desto stärker lohnen sich dynamische Regalsysteme.

    Welche Regalarten für welches Produkt?

     

    Welche Art von Gütern will ich einlagern? Welche Regalarten eignen sich Das hilft
    Lose Kleinst- oder Kleinteile
    wie z.B. Schrauben
    Fächerregal,
    Schrägbodenregal,
    Modulares Regal,
    Fachbodenregal,
    Steckregal,
    Universalregal
    Stapelbehälter,
    Sichtlagerboxen,
    Regalkästen
    Kleinteile
    wie Boxen, Kartons, Aktenordner…
    Modulares Regal,
    Fachbodenregal,
    Steckregal,
    Universalregal
    Klapptritt,
    Stahlblech-Rückwand
    Große, sperrige Güter
    wie Rohre, Säcke, Leisten
    Großfachregal,
    Weitspannregal,
    Weitspannregal für Kommissionierung und Paletten,
    Rungenpalettenregal
    Sackkarre für
    voluminöse Ladungen
    Paletten Weitspannregal für Kommissionierung und Paletten,
    Rungenpalettenregal,
    Paletten-Regal,
    Europalettenregal
    Wiegehubwagen
    Sehr verschieden:
    Von Kleinsteilen bis zur Palette
    Großfachregale mit Spanplatte,
    evtl. Modulare Regale
    Klapptritt,
    Rollhocker

     

    Was ist bei der Planung eines Regalsystems zu beachten?

    Eine professionelle Planung eines Regalsystems folgt einer klaren Reihenfolge:

    1. Erstellen eines Artikel- und Lastprofils
      • Maße, Gewicht und benötigte Ladehilfsmittel, daraus abgeleitet ergeben sich die Anforderungen für die Fachlast und die Feldlast.
    2. Erfassen der Umschlag- und Zugriffsdaten
      • Priorisierung durch ABC-Analyse oder Pickfrequenzen
      • FiFo/LiFO-Notwendigkeit (bspw. MHD-Ware)
    3. Berücksichtigung von Flächen und Gebäudeparametern
      • Hallen- bzw. Raumhöhe, Bodenqualität, Stützraster
      • Wie verlaufen die Brandschutzwege und Rettungswege
    4. Materialfluss
      • Wegeoptimierung, Zonenlogik, Kommissionierprinzip
    5. Skalierung & Modularität
      • Wachstum, Saisonspitzen, Layout-Optionen
    6. Compliance
      • Normen, Prüfkonzept, Anfahrschutz, Lastschild-Management

    Wichtig: Egal um welche Regalart es sich handelt, sollte man diese nie isoliert betrachten, sondern als Baustein eines prozessgetriebenen Regal- und Lagerlayouts.

    Normen, Sicherheit und Regalprüfung

    Für Lagerregale in Deutschland sind u.a. folgende Standards maßgeblich:

    • DIN EN 15635: Betrieb und Wartung ortsfester Regalsysteme aus Stahl, inkl. Prüfpflichten und Rollenmodell (z.B, „Regalverantwortlicher“)
    • Ergänzend: DGUV-Inforation 208-061 (Sicherheitsregeln für Lagereinrichtungen).

    Wie oft müssen Regale geprüft werden?

    • Laufende Sichtkontrollen durch geschulte Mitarbeitende im Betrieb.
    • Experteninspektion mindestens jährlich (max. 12-Monats-Intervall) durch eine befähigte Person (Regalprüfer)

    Welche Sicherheitsaspekte bei Regalen im Betrieb zu beachten sind erfahren sie ausführlich in unserem Beitrag zur Regalsicherheit.

    Kommentare (10)
    1. In der Regel gibt es so viele verschiedene Regaltypen, die den Bedürfnissen einer Lagerhalle gerecht werden. Besonders beeindruckt hat mich die detaillierte Erklärung von Fach- und Feldlast. Vielleicht kann jemand hier noch mehr Informationen über die besten Systeme zur Staubabsaugung in Lagerhallen geben?
      Unsere Firma könnte solche Lösungen gebrauchen, um die Lagerumgebung sauber zu halten.

    2. Der Artikel gibt einen guten Überblick über die verschiedenen Regaltypen und deren Belastbarkeit. Es ist faszinierend, wie spezifisch die Auswahl sein kann, je nachdem, was gelagert wird. Die klare Unterscheidung zwischen Fach- und Feldlast hilft sicherlich vielen, das passende Regalsystem zu finden. Interessant wäre es zu erfahren, wie Unternehmen, die eine breite Palette an Gütern lagern, ihre Lager effizient organisieren.
      @Sven Bergmanns… Hinweis auf die Notwendigkeit eines Wiegehubwagens bei Palettenregalen ist ein praktischer Tipp. @Mailin Dautel bringt einen wichtigen Punkt zur Sprache: die Herausforderung, ein Lager für vielfältige Güter einzurichten. Ein flexibles Regalsystem könnte hier eine Lösung bieten.
      Gibt es Empfehlungen für kleine Betriebe, die mit begrenztem Budget ihr Lager effizient einrichten möchten?

    3. Danke für diese Informationen zu verschiedenen Regaltypen. Mein Chef hat mich gebeten, Palettenregale zu kaufen. Gut zu wissen, dass man bei einem Palettenregal am besten auch einen Wiegehubwagen zur Verfügung haben sollte.

      • Und noch besser, wenn man weiß, wo man so einen Wiegehubwagen findet 😉 Danke für Ihre nette Rückmeldung und viel Erfolg beim Lager einrichten. Wann immer Beratung erwünscht ist – einfach melden!
        Ihr RAJA Team

    4. Danke für den informativen Beitrag dazu, welche Regale die richtigen sind. Mein Onkel ist selbstständig geworden und richtet nun das Lager für seinen Online-Versandhandel ein. Ich werde ihm diesen Beitrag weiterleiten. Interessant, wie viele verschiedene Regaltypen es gibt.

    5. Unsere Firma benötigt 1 neue große Lagerhalle. Dafür haben wir sehr spezifische Anforderungen – sowohl was die Produkte als auch was die Logistik angeht. Daher suchen wir nach einem erfahrenen Unternehmen für Lagereinrichtung. Danke schon einmal für die ‚kleine Regal-Kunde‘!

      • Sie können sich jederzeit gerne auch an unsere geschulten Kundenbetreuer wenden. Diese unterstützen Sie bei der Planung und Umsetzung Ihrer Lagereinrichtung.
        Einfach eine E-Mail an info@rajapack.de oder per Telefon unter 0800 / 20 70 000 durchklingeln.
        Gutes Gelingen!

    6. Mein Mann hat einen eigene Firma gegründet und wir sind dabei das Lager einzurichten. Das Problem ist, er lagert so viele unterschiedliche Sachen, das man gar nicht verallgemeinern kann ob das Richtung Fachlast oder Feldlast geht. Wir haben uns für Palettenregale entschieden aber müssen schauen wie wir damit hinkommen.

    Eine Antwort hinterlassen

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert





     

    Kategorien