Leere Einkaufsstraßen, Woche drei. Die aktuelle Situation trifft die gesamte Wirtschaft. Die einzigen, die derzeit von der Situation profitieren, sind der Lebensmitteleinzelhandel bzw. Händler des täglichen Bedarfs. Das Statistische Bundesamt vermeldet Umsatzsteigerungen von 7,7% – Hauptumsatzträger sind Seife, Toilettenpapier, Mehl und Bier. Alle anderen? Der Einzelhandel kämpft und sucht neue Vertriebswege. Aber wie? Welche mögliche Wege gibt es, neben öffentlichen Fördermitteln, aus der Krise?
Sinkende Nachfrage im Handel
Nahezu alle Warengruppen verzeichnen einen empfindlichen Umsatzrückgang – das gilt für den stationären Einzelhandel, aber auch für den Onlinehandel. Kaum einer investiert in „Luxusgüter“. Die sinkende Nachfrage im Modebereich beispielsweise trifft die gesamte Branche, von kleinen Boutiquen bis hin zu Mittelstand und großen Versendern, wie Zahlen des Deutschen Modeinstituts belegen: Demnach sind die Google-Suchanfragen nach Modeonlineshops nicht, wie erwartet, gestiegen, sondern sogar um ein Drittel zurückgegangen.
Die aktuelle Situation zwingt also auch die vermeintlichen Profiteure, die Onlinehändler, in die Knie- darunter der Kinder-Modeversender tausendkind, der aufgrund einer zurückgezogenen Finanzierungszusage und trotz steigenden Umsätzen Insolvenz anmelden muss.
Verlagerung auf digitale Geschäftsmodelle
Mit dem Mut der Verzweiflung nutzt der Handel nun neue Wege. Die Ideen sind vielfältig und innovativ. Die Entwicklungen im Handel verlaufen rasant, nach Einschätzungen der IHK wirkt die Krise quasi wie ein Beschleuniger ohnehin anstehender Veränderungen. „… der Handel entwickelt sich nun in einem Jahr so, wie er es eigentlich in zehn Jahren getan hätte“, sagt beispielsweise Boxbote-Chef Seibold (siehe unten). Diese drei Ansätze sind vielversprechend:
1 Kontakt halten
So werden gerade die Social Media Kanäle zum Schaufenster. Mit nie dagewesener Kreativität nutzen Händler den einzig verbleibenden Weg, um Kontakt mit den Kunden zu halten. Einige wirklich herausragende Beispiele hat textilwirtschaft.de zusammengetragen:
So posten Händler und Co. in der Krise
2 Schulterschluss – Händler organisieren sich
Viele suchen den Weg aus der Misere auch gemeinsam, durchaus mit Erfolg. Neben Händlerinitiativen und Gutscheinplattformen zeigt unter anderem auch das Beispiel des Foodtrucks Franken Delivery Service wie es funktionieren kann: Auf die Initiative eines der Foodtruck-Betriebers schließen sich hier täglich bis zu vier Trucks an einem Standort zusammen und nehmen Bestellungen auf. Der Vorteil: Der Anrufer kann, ähnlich dem Lieferando-Prinzip, aus ganz verschiedenen kulinarischen Bereichen wählen und bekommt eine gemeinsame Lieferung. Wenn auch die Umsätze hinter einem „normalen Tag“ zurückbleiben wird das Angebot ganz gut angenommen, es besteht Hoffnung, so über die Krise zu kommen.
3 Distanz überwinden
Jetzt ist der Zeitpunkt, die eigene Präsenz ins Internet zu verlagern. Viele kleinere Shops und Boutiquen können sich zumindest eine Weile über Wasser halten, indem sie Auswahlpakete versenden, Live-Shopping anbieten oder über Facetime erreichbar sind. Glücklich, wer so zumindest ein wenig Umsatz machen kann. Aber: Wie kommt die Ware dann zum Kunden?
Kontaktlose Zustellung
Die bekannten Zusteller sind am Limit. DHL, Hermes, DPD und UPS haben reagiert, indem die Zustellung nicht mehr wie bislang üblich, vom Empfänger quittiert werden muss. Stattdessen unterschreibt der Zusteller selbst oder fotografiert – und dokumentiert so die Übergabe und den Übergabezeitpunkt. Darüber hinaus werden die Kunden werden gebeten, eine Abstellerlaubnis zu erteilen, was dem Zusteller den direkten Kontakt und auch einiges an Zeit sparen wird.
Gibt es nun mehr Pakete? Oder weniger?
Gibt es nun mehr Pakete? Oder nicht? Zeit, die dringend nötig ist, denn das Paketaufkommen nähert sich weihnachtlichem Niveau an. Zwar sind die offiziellen Aussagen der Zusteller dazu andere, so bestätigt ein Sprecher der Deutschen Post DHL auf Anfrage, es habe „bisher keine auffällige Erhöhung des Sendungsvolumens gegeben“. Gleichzeitig bereitet sich das Unternehmen aber auch auf einen Anstieg der Post- und Paketsendungen an Privathaushalte vor: „Sollten sich mehr Menschen in Deutschland entschließen, Güter online beziehungsweise über den klassischen Versandhandel zu erwerben, steht dem derzeit in Bezug auf Transport und Zustellung nichts entgegen.“, so die Deutsche Post.
Denn: Natürlich wird von Privathaushalten bereits jetzt deutlich mehr versendet bzw. im Versandhandel bestellt. Dass die Zahlen von offizieller Stelle als gleichbleibend gemeldet werden, hat
den Grund, dass auf der anderen Seite viele Sendungen beruflicher Art wegfallen. Der Rückgang der Geschäftspost beträgt laut Experten sogar mehr als 70%.
Alternative Bring- und Zustelldienste und Händlerportale
Eindeutigen Aufschwung erfahren derzeit aber die alternativen Bring- und Zustelldienste. Viele Unternehmen bieten eine Haustürlieferung an, und nicht immer fährt der Chef selbst. Unternehmer greifen vermehrt zum Beispiel auf die Dienste von Fahrradkurieren zurück, und auch Taxiunternehmen bieten ihre Kapazitäten für Warentransporte an. Enorm wichtig ist in diesem Punkt aber, dass die Kundschaft auch davon erfährt. Ein Hinweis auf der Homepage und die Kommunikation über Social Media Kanäle an die Stammkundschaft ist obligatorisch. Noch größere Multiplikatoren sind aber Portale wie sie zum Beispiel Thomas Zölch-Buba, Geschäftsführer der Bamberger Buchhandlung Collibri, nutzt. Wer in Bamberg also beispielsweise beim lokalen Einzelhändler Bücher oder Blumen kaufen möchte, kann seine gesuchten Produkte im Portal „liefert.jetzt“ eingeben. Als Ergebnisliste: Alle Unternehmen im Umkreis, die diese Produkte anbieten und zustellen. So entsteht ein Marktplatz von zum Teil beachtlicher Größe (in Bamberg und Umgebung haben sich derzeit über 130 Händler registriert) und ein lokales Gegengewicht zu Amazon und Co.
Die Buchhandlung Collibri profitiert davon: „Das war ab dem ersten Tag bemerkbar. Wir konnten unseren Online-Verkauf verzehnfachen. Jetzt ist die erste Woche vorbei und ich bin guter Dinge, dass wir damit einige Wochen überleben können“, sagt Zölch-Buba.
Das gleiche bestätigt Raimund Seibold, der Chef des Augsburger Start-ups Boxbote. Auf einer Homepage zentriert Boxbote das Angebot von lokalen Einzelhändlern und liefert per Lastenfahrrad aus. Keine neue Idee, aber plötzlich so gefragt wie nie, auch aus anderen Städten kommen Anfragen: „Wir werden gerade überrannt (…), plötzlich kann es nicht mehr schnell genug gehen“, so Seibold.
Kann bzw. will ich eine Warenlieferung anbieten?
✅Zustellung
Übernehmen Sie die Zustellung selbst? Wenn Sie das Aufkommen selbst oder mithilfe des Personals stemmen können – gut! Eine tolle Möglichkeit, um mit der Kundschaft in Kontakt zu bleiben. Beachten Sie aber unbedingt sämtliche relevanten Schutz- und Hygienevorkehrungen. Die persönliche Übergabe an der Haustüre nur mit dem nötigen Abstand.
Wenn Sie bei der Zustellung auf externe Dienstleister zurückgreifen möchten, informieren Sie sich über die IHK oder im Netz(werk) nach Optionen. Manche Plattformen bieten die Zustellung direkt auch mit an.
✅Verpackung
So oder so: Ein ganz maßgeblicher Punkt ist eine gute Verpackung. Setzen Sie mehr noch als sonst auf Liebe: Ihre Kunden sind ausgehungert nach schönen Shoppingerlebnissen. In Zeiten wie diesen besinnt man sich ganz neu aufeinander. So liegt in dieser Krise, bei aller Dramatik, auch eine Chance für lokale Anbieter, sich verlorengegangene Umsätze und Kundschaft zurückzuerobern. Während bei Amazon die Lieferzeit für nicht lebenswichtige Produkte derzeit bei bis zu 4 Wochen liegt, liefern Sie das Buch, die Vase oder das neue Sommerkleid in wenigen Tagen oder vielleicht sogar Stunden. Wenn Sie das dann auch noch mit einem persönlichen Gruß und einer liebevollen Verpackung tun, wird diese Wirkung auch nach der Krise Bestand haben.
Liebevolle Verpackung bei RAJA
✅Empfindliche Ware
Bedenken Sie beim Verpacken auch, dass trotz geltender Kontaktregeln nicht zwingend jemand zuhause ist, der die Lieferung direkt entgegennimmt. Wenn Sie also telefonisch keine konkrete Zustellzeit vereinbart haben, kann es sein, dass Ihre Ware für einige Stunden vor der Haustüre bzw. auf der Terrasse steht. Denken Sie daran ,
empfindliche Ware sicher zu verpacken, dass sie das unbeschadet übersteht.
Schutz für empfindliche Ware bei RAJA
✅Rückgabe
Auch eine Wiederabholung und einen Rücktransport (durch Sie selbst oder aber durch einen Bring- und Zustelldienst) sollte die Verpackung wegstecken können. Denn natürlich gilt auch hier uneingeschränkt das Rückgaberecht des Kunden, besonders bei Kleidung und Auswahlbestellungen relevant.
Für den Rücktransport geeignete Verpackung bei RAJA
✅Nachhaltig?
Vergessen Sie nicht den Umweltaspekt: Natürlich geht Sicherheit vor. Aber wie beim Verpacken für den Postversand auch gilt: Nicht die Menge (z.B. an Füll- und Polstermaterial) ist entscheidend, sondern die richtige Anwendung und ein passgenauer Umkarton. Vielleicht lassen sich sogar Mehrweg-Lösungen finden?
Mehrwegverpackungen im Versandhandel?