Papatya – 30 Jahre anonyme Kriseneinrichtung für bedrohte Mädchen und junge Frauen

3 min lesen 05 September 2017
Die anonyme Krisen- und Übergangseinrichtung Papatya feierte 2016 ihr 30-jähriges Bestehen! Sie ist die älteste Kriseneinrichtung dieser Art in Deutschland. Seit 1986 fanden über 1.800 von Zwangsheirat, Verschleppung, Gewalt im Namen der Ehre bedrohte oder unter Misshandlungen leidende  Mädchen und junge Frauen Schutz in der Kriseneinrichtung. Die Mädchen werden hier rund um die Uhr von einem interkulturellen Team bestehend aus türkischen, kurdischen und deutschen Sozialpädagoginnen betreut und beraten.

Die Online-Beratung SIBEL

Zusätzlich bietet Papatya mit SIBEL eine anonyme Online-Beratung für Mädchen und junge Frauen die von Zwangsheirat und familiärer Gewalt betroffen sind. Dank der ersten Spende von Rajapack, insgesamt 15.000 €, konnte die Online-Beratung SIBEL für das ganze Jahr 2017 aufrechterhalten werden.
Aktuell arbeitet Papatya an einer neuen Website, die Mädchen und junge Frauen, die von Zwangsverheiratung und Gewalt im Namen der Ehre betroffen sind, besser ansprechen will. Für dieses Projekt wurden zahlreiche Ideen von Mädchen in der Zufluchtswohnung von Papatya gesammelt und Suchbegriffe und Stichwörter für das leichtere Auffinden eingebaut. Ganz besonders stolz ist das Team von Papatya, dass die Schauspielerin Sibel Kekilli als Schirmherrin für die Online-Beratung SIBEL gewonnen werden konnte. Die Online-Beratung SIBEL wurde 2004 aufgrund ihrer großartigen Darstellung der Rolle der Sibel in dem Film „Gegen die Wand“ nach ihr benannt.

Im Jahr 2017 wurden bis Ende August mehr als 200 Betroffene von Gewalt im Namen der Ehre bzw. deren HelferInnen am Telefon beraten, dazu kamen 130 Beratungen per E-Mail. Unter den Online-Kontakten waren 12 Mädchen und junge Frauen, die im Herkunftsland ihrer Eltern festgehalten wurden und nach Hilfe suchten, um wieder nach Deutschland zurückzukehren, wo sie aufgewachsen sind. Gerade Fälle von Verschleppung erfordern eine ganz besondere Umsicht, um die Betroffenen nicht in weitere Gefahr zu bringen, wenn die Familie von den Fluchtgedanken erfahren würde. Dabei ist eine sehr enge und sensible Kooperation von Jugendamt, Polizei, Botschaft, Behörden und Hilfsorganisationen im Ausland nötig, um eine erfolgreiche Rückkehr zu ermöglichen.

Zusätzliche Deutschkurse für Flüchtlingsmädchen

Zunehmend nehmen auch Flüchtlingsmädchen die Beratung und Hilfe von Papatya in Anspruch. In der Zufluchtswohnung Papatya machen sie 20 % aus. Meist haben sie von ihren Lehrerinnen von Hilfsmöglichkeiten erfahren, wenn sie von Zwangsverheiratung oder familiärer Gewalt bedroht oder betroffen waren. Das Team von Papatya konnte eine pensionierte Lehrerin gewinnen, die diesen Mädchen Deutschunterricht gibt, solange sie noch nicht zur Schule gehen können.

Wir von RAJA sind immer wieder beeindruckt von dieser einzigartigen und herausragenden Arbeit des Teams von Papatya. Es handelt sich um eine Einrichtung die sehr wichtige Pionierarbeit geleistet hat und immer noch leistet.  Wir freuen uns sehr, dass wir diese Organisation mit unserem finanziellen Beitrag im Rahmen des Aktionsprogramms „Perspektiven für Frauen“ unterstützen können.

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