Sehr viele Mütter im HORIZONT-Haus sind mitunter aufgrund ihrer allgemeinen Situation (Wohnungslosigkeit, Schulden, Gewalt, Einsamkeit, etc.) mit der Erziehung ihrer Kinder völlig überfordert. Aktuell leben sehr viele Mütter bei HORIZONT, welche zum großen Teil keinerlei Unterstützung von Seiten ihrer Familie erfahren, da sich diese nicht im selben Land befindet oder kein Kontakt zum Elternhaus besteht. Die Mütter können ihren Kindern keinerlei Grenzen setzen, lassen sich von ihren Kindern tyrannisieren und können im Gegenzug gegenüber ihren Kindern gewalttätig werden. Aus diesem Grund wurde das Projekt „Familiencoach“ gestartet. Um eine Familie effektiv unterstützen zu können, benötigt es eine Person, die sich ausschließlich mit den Erziehungsproblemen beschäftigt und neue Wege und Erziehungsmöglichkeiten darlegen kann. Das gezielte Agieren in dem Familiensystem sollte daher nicht direkt durch ein HORIZONT-Teammitglied vorgenommen werden, denn diese Arbeiten im Alltag zu eng mit den Familien zusammen. RAJA unterstützt dieses Projekt durch das Aktionsprogramm „Perspektiven für Frauen“.
Der „Familiencoach“ unterstützt die Familien, hilft Traumata zu verarbeiten, alltägliche Probleme und Herausforderungen zu meistern und den Familienzusammenhalt wiederherzustellen und arbeitet Probleme auf. Der Familiencoach steht nicht wie die Ambulanten Erziehungshilfe (AEH) in einem engen Kontakt zum Jugendamt und muss auch keinen Bericht erstatten. Eine AEH des Jugendamtes wird jedoch beispielsweise für einen Sohn der Familie X eingeschaltet und darf sich daher nur auf diesen und nicht auf die Geschwisterkinder und/oder die Mutter konzentrieren, was jedoch äußerst wichtig ist. Im Vergleich dazu, kann der Familiencoach mit der ganzen Familie arbeiten und ist nicht nur für ein einzelnes Kind verantwortlich.Interview mit den Frauen und Kindern von HORIZONT
Das HORIZONT-Team hat für uns die Familien interviewt die vom ersten Familiencoach Mathilda Legitimus Schleicher betreut werden:
- Besonders, wegen der Sprache
- Am ersten Tag: Noch etwas schwierig, weil man die Person nicht kennt; bei der zweiten Begegnung schon sehr viel lockerer.
- Sie hat mir sofort gefallen. Ich kann beim ersten Treffen schon sehen, wer mir helfen kann, und bei Mathilda hat es gepasst.
- Sie hilft bei Problemen/allen Belangen der Kinder.
- Sie hilft dabei, wie die Kinder erzogen/integriert werden.
- Sie hilft bei Briefen/behördlichen Angelegenheiten.
- Sie hilft mit Bankvorgängen (z.B. Überweisungen, Konto einrichten).
- Mathilda macht viel!
- Sie hilft bei Verständnisschwierigkeiten.
- Sie hilft bei administrativen Sachen-
- Sie hilft mir, als wäre sie meine Tante.
- Mathilda hilft mir bei den Kindern. Wie ich mit ihnen reden soll, vor allem bei meinem Sohn. Ich bin zufrieden, wie es bis jetzt läuft.
- Alles, was ich brauche. Ich spreche sehr offen.
- Der Aufenthaltstitel wurde geklärt.
- Schul- und Kindergartenwechsel.
- Regelmäßige Teilnahme beim Deutschkurs.
- Regelmäßiger Umgang seitens des Vaters mit seiner Tochter.
- Unterstützung bei der Suche nach einer Nachhilfe für meine Tochter.
- Für die Kinder in der Schule viel erreicht.
- Eine Therapeutin für meinen Sohn gefunden.
- Mathilda hat einen Deutschkurs für mich gefunden.
- Ich schaue mehr auf die Kinder, ich muss mehr für die Kinder da sein. Wichtige Dinge in der Schule.
- Hausaufgaben
- Schulstoff üben
- Leckeren Kuchen essen (den Mathilda mitbringt)
- Mathilda verteidigt mich („Konflikte“ mit meiner Mutter oder anderen Kindern im Haus)
- Sie spielt mit mir
- Sie kuschelt mit mir
- Sie feiert mit mir Geburtstag
- Sie geht mit mir einkaufen
- Bringt tolle Geschenke
- Ich kann mich mit Freunden treffen und Mathilda passt auf meine kleine Schwester auf
- Mathilda redet viel mit den Lehrern der Schule und macht Termine mit ihnen aus. Wir reden über Probleme in der Schule, auch über Schlägereien.
- Wir reden über die Freizeit, Schwimmen.
- „Die kleine Schwester kann nicht alles machen, was die große darf“
- Sie bringt mir vieles bei
- Kochen gelernt
- Ich pinkel nur noch ganz selten in die Hose
- Ich höre mehr auf Mama
- „Man kann nicht immer alles machen, was man sich wünscht“
- Ich habe gelernt, dass ich nicht schlägere und Hausaufgaben machen muss.
- Man muss brav und respektvoll sein.
- „Ich fühle mich, seit Mathilda mich unterstützt, entspannter.“
- „Wenn Mathilda nicht mehr da ist, dann wird es nicht einfach sein“!
Wir freuen uns sehr, dass das Projekt „Familiencoach“ so erfolgreich angelaufen ist und dass wir HORIZONT e.V. bei ihrer tollen Arbeit auf diese Weise unterstützen können. Obdachlosigkeit von Frauen und Kindern ist auch in Deutschland nach wie vor Realität, die Tendenz ist gerade in Großstädten wie München sogar steigend. Um dem entgegenzuwirken entsteht derzeit ein zweites HORIZONT-Haus. Wir bewundern diesen Einsatz und danken Frau Speidel und dem HORIZONT-Team für ihr herausragendes Engagement!